Ernüchterung der Leistungsgesellschaft

Mayonnaise auf der Autobahn.
Oder: Warum das ein Prozess ist.

Mit zwei Maß Bier am Steuer noch fahrtüchtig? Es schien, als sei das Maß für den bayerischen CSU-Wähler da endlich voll gewesen. Denn anlässlich der letzten Landtagswahl erteilte er dem bayerischen Führungs-Duo Günther Beckstein und Erwin Huber eine derbe Abfuhr: Mit ihrem schlechtesten Ergebnis seit den fünfziger Jahren verlor die CSU ihre absolute Mehrheit im Bayerischen Landtag. Dahin der Nimbus der ewigen Regierungspartei. Aber auch der SPD-Spitzenkandidat Franz Maget kam nicht viel besser weg und konnte den Erwartungen, die bessere Alternative zu sein, nicht gerecht werden. Es mag für die Herren Beckstein, Huber und Maget nur ein schwacher Trost sein, dass sie mit ihren Erfahrungen des Scheitens nicht alleine dastehen, sondern sich in allerbester Gesellschaft befinden: Ein Aus auch für Kurt Beck als SPD-Parteivorsitzender. Rausschmiss der KfW-Vorstände Detlef Leinberger und Peter Fleischer nach millionenschwerer Pannen-Überweisung an die amerikanische Pleite-Bank Lehman Brothers. Rücktritt von Georg Funke, Vorstandssitzender des in Schieflage geratenen Immobilien-Finanzierers Hypo Real Estate nach Feststellung eines erneuten milliardenschweren Liquiditätsengpasses. Enttäuschende 100-Tage-Bilanz des Bayern-Trainers Jürgen Klinsmann. Und dann auch noch Mayonnaise auf der Autobahn, nachdem ein in der Nacht zum Dienstag verunglückter Lebensmitteltransporter die Autobahn A1 in Niedersachsen in eine Rutschbahn aus Mayonnaise verwandelte …

Ernüchternder kann die »Erfolgsausbeute« einer am ökonomischen Erfolg orientierten Leistungsgesellschaft kaum ausfallen. Es knistert gewaltig im Gebälk der Erfolgsgesellschaft. Kaum ein Tag, an dem nicht immer neue Hiobsbotschaft über den Ticker laufen und die Welt in Atem halten.  »Das ist ein Prozess« kommentierte der Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann die ernüchternde »Erfolgsbilanz« seiner ersten 100 Tage. Wir erleben in der Tat den Prozess eines rasanten globalen Wandels, der von unvorhersehbaren rapiden gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen geprägt ist. Hinzu kommt, dass unsere Gegenwart voller dramatischer Beispiele dafür ist, dass die Perfektion nun mal keine Kategorie des Menschlichen ist. Wen wundert es, dass die optimistische Grundstimmung: »Wir können es schaffen«, und »Alles ist möglich« längst verflogen ist, weil von faktischen Entwicklungen überholt.

Wenngleich Lebensbrüche und Zäsuren vor dem globalen Hintergrund zu einer Lebensrealität von immer mehr Menschen werden und die Erfahrungen des Scheiterns sich inzwischen  durch alle gesellschaftlichen Schichten ziehen, gibt es zwischen dem Scheitern von denen da oben und denen da unten einen ganz wesentlichen Unterschied: Die Zeche zahlen nämlich die da unten. »Die Welt wird nach der Finanzkrise nicht mehr die sein, die sie vor der Krise sein«, hat Peer Steinbrück, amtierender Bundesfinanzminister, verkündet. Mit Sicherheit wird es »kein weiter so« geben können. Bekanntlich ist ja nichts so schlimm, als dass es nicht auch für irgend etwas gut wäre. Ein »kein einfaches weiter so« ist mit Sicherheit der richtige Schritt in einem Prozess, der darin bestehen könnte, aus Fehlern zu lernen und redlich wieder neu zu beginnen.

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© Ute Bienkowski. Alle Rechte vorbehalten.
Zenit – Institut für Kreativität und Erfolgsmethodik
Weitere Beiträge zum Thema: Sorbas – eJournal für den Neubeginn.

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