Posts Tagged ‘finanzkrise’

Ich hartze, du hartzst. Und wir hartzen?

2. Januar 2010

Jetzt ist es amtlich: Wem weniger als 913 Euro netto pro Monat zur Verfügung stehen, gilt nach statistischen Berechnungen als arm. Wenngleich zum Kreis der Betroffenen allen voran Arbeitslose, Alleinerziehende und Singles gehören, schützt selbst ein ordentliches Beschäftigungsverhältnis inzwischen nicht mehr unbedingt vor Armut. Und so waren den Zahlen der Statistiker zufolge bereits 2007 sieben Prozent der Erwerbstätigen armutsgefährdet. Das Erschreckende daran, dass mittlerweile nicht einmal mehr Akademiker davor gefeit sind.

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Success as usual: Warum Robert Enke gestern war

1. Dezember 2009

»Wer sich zu einer Schwäche bekennt, ist nicht schwach. Er ist stark«, so Stephan Weil, amtierender Oberbürgermeister von Hannover, anlässlich der Trauerfeier für Torhüter Robert Enke nach seinem Freitod. Tragisch nur, dass die gesellschaftliche Wahrnehmung unserer effizienzorientierten Ellbogengesellschaft eine ganz andere ist: Auf Erfolg und dessen Accessoires fixiert, wird wie bei den Kickern derjenige gnadenlos ausgepfiffen, der nicht ins Klischee vom bedingungslosen Leistungswillen passt und stolpert.

Für Verlierer ist auf dem grünen Rasen kein Platz, und in der Gesellschaft haben sie keine Lobby. Wie sonst ist zu erklären, dass Bundestrainer Joachim Löw im Zusammenhang mit dem Selbstmord seines Keepers und einem Telefonat mit dessen Vater augenscheinlich keinen Grund dafür sieht, »dass wir uns Vorwürfe machen müssen«, und für eine schnellstmögliche Rückkehr zur Normalität plädiert. Mit anderen Worten: Robert Enke war gestern, und success as usual ist heute.

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Quo vadis, Deutschland?

13. September 2009

Sind die fetten Jahre vorbei?

Glaubt man den vollmundigen Wahlkampfparolen, dann hat Deutschland die weltweite Finanzkrise entweder längst überwunden, oder aber das Schlimmste kommt erst noch – und zwar dann, wenn der Bürger die falsche Regierung wählt. Auch ein Blick in die mehr oder weniger seriöse Presse hilft nicht weiter. Die Prognosen wechseln sich beständig ab, und fast könnte man meinen, das hinge von der jeweils aktuellen Stimmungslage der verantwortlichen Redaktion ab. Derartige Flatterhaftigkeit in der Informationspolitik lässt aber vor allem einen Verdacht aufkommen: Die Lage ist noch viel schlimmer als vermutet, und dafür gibt es ganz handfeste Zahlen.

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Sind Clowns die besseren Krisenmanager?

22. Juni 2009

Mit der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise erleben wir turbulente Zeiten. Die Lebensumstände haben sich in der Krise enorm verändert. Immer häufiger ist es vorbei mit der Gradlinigkeit in der Karriere oder im Leben. Existenzielle Nöte und Zukunftsängste werden zu einer Lebensrealität von immer mehr Menschen. Scheitern ist zwar inzwischen ein alltägliches Phänomen, allerdings noch immer nicht als Normalität akzeptiert. Die Angst davor lähmt unsere Kraft, wenn wir sie nicht umwandeln und bewusst und mutig zu neuen Ufern aufbrechen.

Dabei ist es gerade der entspannte Umgang mit Rückschlägen, der neue Handlungsspielräume erschließt, weil durch den Wegfall der Angst vor einer Niederlage Freiräume entstehen, die für neue Ideen und Projekte genutzt werden können. Zum Selbstverständnis der Moderne gehört der Glaube an die permanente Höher- und Weiterentwicklung. Die „moderne Pflicht zum Erfolg“ hat es der amerikanische Soziologe Robert Merton einmal genannt, wobei Erfolg in erster Linie ein normativer und leistungsorientierter Begriff ist.

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Aus der Krise lernen, statt ihr zu erliegen

9. Mai 2009

Oder: Warum die Krise eine halbgöttliche Instanz ist.

„Immer besser, immer schneller, immer billiger!“ lautet das Erfolgsmantra unserer modernen Leistungsgesellschaft, die neben dem schnellen Gewinn den Konsum und das Shareholder-Value-Prinzip zum allgemein gültigen Lebensentwurf erhoben hat. Im Wettlauf um neue Marktanteile sieht der globale Kapitalismus den Menschen vor allem als Leistungserbringer, dessen Unzulänglichkeit er durch den Einsatz immer effizienterer Technologien und rationellerer Steuerungsmechanismen möglichst gering zu halten versucht.

Vor dem Hintergrund einer weltumspannenden Wirtschafts- und Finanzkrise hat das kapitalistische Mehrwertprinzip und sein Glaube an eine permanente Leistungssteigerung und -erfüllung tiefe Risse bekommen.

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In der Krise gegensteuern

16. April 2009

Kein Weiter-so. Aber wohin, Deutschland?

Ratiopharm vor der Zerschlagung. Rosenthal pleite. Genauso Pfaff, Märklin, Schiesser und nun auch die Automobilbaufirma Karmann. Ebenso ungewiss ist die Zukunft von Opel. Es scheint, als gerieten die Grundfeste der Ökonomie mit dem Schiffbruch unserer deutschen Traditionsfirmen ins Wanken. Wir erleben in der Tat eine weltumspannende Krise, deren Wirklichkeit die Prognosen übertrifft. 35.000 Firmen könnten nach Schätzung von Creditreform in diesem Jahr in die Pleite segeln. Dennoch reicht die Kapitalmarktsituation als alleinige Erklärung für den Niedergang der Markenfirmen nicht aus, weil er auch auf das Konto von unternehmerischen Fehlentscheidungen und Missmanagement geht.

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Überlebensstrategien in der Finanzkrise

16. März 2009

Einmal mehr aufstehen, als liegen zu bleiben.

»Jeder ist seines Glückes Schmied!« lautet die Philosophie unserer modernen Leistungsgesellschaft. Damit ist zwangsläufig verbunden, dass eben auch jeder seines Unglückes Schmied ist, was in den Ohren der heute von Job- und Existenzängsten geplagten Bundesbürger wie blanker Hohn klingen mag. Denn vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise wird der Arbeitsmarkt zusehends unberechenbarer.

Es gibt eben keine immerwährende Garantie, wonach bestimmte Produkte für alle Zeit in Deutschland produziert werden und der Arbeitsplatz infolgedessen sicher ist – eine Einsicht, die uns ebenso viel abverlangt wie die Erfahrung, dass Zäsuren in den Erwerbsbiografien zu einer Lebensrealität von immer mehr Menschen werden. Und weil sich die wirtschaftliche Entwicklung aufgrund der globalen Unwägbarkeiten kaum noch prognostizieren lässt, wird ein vorausschauendes Planen in allen Lebensbereichen zu einem Vabanque-Spiel.

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Wer erklärt uns die Globalisierung?

14. Januar 2009

Oder: Steigender Eselpreis in Anatolien als Folge boomender Wirtschaft in China.

Ein fürwahr turbulentes Jahr liegt hinter uns. Und so mag an der Schwelle zum neuen Jahr 2009 bei manchem auch der Eindruck entstanden sein, dass nichts mehr ist, wie es einmal war und die Welt eine andere geworden ist: Erster Afroamerikaner ins höchste US-Amt gewählt. Zwei-Parteien-System in Bayern. Deutsches Pferd beim Doping im olympischen Peking erwischt. Schuhe als antiamerikanisches Wurfgeschoss. Kurz: Wir erleben in der Tat Zeiten, die unsere Welt kräftig durcheinanderwirbeln. Hinzu kommt, dass sich die Welt im Zeitalter der Globalisierung zu einem Dorf entwickelt hat und wir als Folge der offenen Grenzen immer mehr zusammenhängen, weswegen die Pleite der amerikanischen Großbank Lehman Brothers die internationalen Börsen auf Talfahrt und die Weltwirtschaft in die Rezession bringen konnte.

Dazu werden auch unsere gewohnten Denkmuster immer wieder über den Haufen geworfen: Da steigt in Anatolien der Eselpreis, weil sich der anatolische Bauer kein Auto mehr leisten kann und auf Esel umsteigt. Und das alles, weil die boomende Wirtschaft der Chinesen die Energiepreise weltweit in die Höhe treibt. Da jagt ein spekulativer Finanzkapitalismus in schwindelerregendem Tempo um den Globus, um die einen per Mausklick zu Gewinnern und die anderen zu Verlierern zu machen.

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Finanzkrise und FKK

17. November 2008

Zur Lage der Nation: Ex von Hühner-Hansi packt aus, und die Globalisierung setzt bewährte Erfolgsmodelle außer Kraft.

Es sind in der Tat turbulente Zeiten, die wir da gerade erleben: Andrea Ypsilanti auf ihrem Weg zur Macht zum zweiten Mal gescheitert. SPD nach Hessen-Debakel bundesweit auf 23 Prozent abgeschmiert. »Preuße mit Vogel« wird 85. Massiver Jobabbau im Continental-Werk Babenhausen infolge Finanzkrise. Hypo Real Estate im dritten Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht als von Experten erwartet. Und nachdem das Vertrauen der Menschen bereits durch die Gier verkaufsagiler Banker massiv erschüttert wurde, müssen sie bei der Bild-Zeitung zu guter Letzt auch noch von Hühner-Hansis FKK-Gier erfahren. Nach Bekunden seiner Ex-Frau ist der 71jährige und rüstige TV-Landwirt aus der Erfolgs-Doku »Bauer sucht Frau« gerne nackt und FKK-gierig, weshalb sich seine Frau Elsa P. nach 32 gemeinsamen Jahren auch von ihm scheiden ließ.

Kein Wunder, dass sich angesichts solch geballter Ladung an Negativnachrichten ein Klima zunehmender Besorgnis bei uns breit macht. Aber wir leben nun mal in Zeiten schnellen globalen Wandels, die von unvorhersehbaren gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen mit ungewissem Ausgang geprägt sind. Dramatisch für eine allein am ökonomischen Erfolg orientierte Gesellschaft, die für einen souveränen Umgang mit Unwägbarkeiten und Krisen kaum über adäquate Verhaltensweisen verfügt.

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Globalisierung und Staatspleite

2. November 2008

Tote Oma im Bettkasten versteckt, und Pakistan fast pleite.
Warum nichts mehr ist, wie es einmal war.

Ein brüllender Bär auf den Frankfurter Börsenparkett. Pakistan fast pleite. Geiz plötzlich wieder geil. Und tote Oma von einem Arbeitslosen im Bettkasten versteckt, um deren Wohnung weiternutzen zu können. Mit anderen Worten: Wir erleben turbulente Zeiten mit bisweilen surreal anmutenden Phänomenen.

Was vor dem Hintergrund der weltweiten Finanzkrise allerdings sehr konkret wurde: Die Globalisierung stellt uns vor immer neue Herausforderungen, und auch das Einzelschicksal ist mehr denn je mit dem Rest der Welt verzahnt. Verstärkt wird dieser Trend durch die Tatsache, dass immer mehr Staaten geschäftsmäßig miteinander verflochten sind, weshalb die Krise in einem Teil der Welt alle anderen mit in ihren Strudel ziehen kann.

Und so geschah es nicht ohne Grund, dass der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier dieser Tage nach Pakistan eilte, um nach Wegen zu suchen, die drohende Staatspleite dort abzuwenden. Im globalen Zeitalter ist die Welt ein Dorf, und die Krise eines Landes kann alle anderen gleichermaßen treffen. Allein schon aus diesem Grund gibt es keine Garantie mehr für Beständigkeit, was durch die Risiken begünstigt wird, die aus einer derart engen internationalen Verflechtung resultieren.

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