Posts Tagged ‘Neubeginn’

Warten auf den schwarz-gelben Neubeginn – Warten auf Godot?

8. April 2010

Eine schwarz-gelbe Wunschkoalition, die den politischen Neubeginn vergeigt. Ein deutscher Vizekanzler, der augenscheinlich viel lieber Oppositionspolitik macht. Eine Kanzlerin, von der niemand so recht weiß, wofür sie steht und wohin sie will. Wer glaubt, er habe es hier mit der Steilvorlage für ein grottenschlechtes Bauerntheater zu tun, wird schnell eines Besseres belehrt. Denn hier geht es um die deutsche Realpolitik 2010. Eine Realpolitik, die schon deshalb zur Groteske verkommt, weil die Kanzlerin als Hüterin der Richtlinienkompetenz den Deutschen zur Bundestagswahl 2009 ein neues Denken versprochen hatte. Und auch ihr alarmistischer Vizekanzler, der das Land wie kaum ein anderer polarisiert, wollte eigentlich die geistig-politische Wende bringen.

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Quo vadis, Deutschland?

13. September 2009

Sind die fetten Jahre vorbei?

Glaubt man den vollmundigen Wahlkampfparolen, dann hat Deutschland die weltweite Finanzkrise entweder längst überwunden, oder aber das Schlimmste kommt erst noch – und zwar dann, wenn der Bürger die falsche Regierung wählt. Auch ein Blick in die mehr oder weniger seriöse Presse hilft nicht weiter. Die Prognosen wechseln sich beständig ab, und fast könnte man meinen, das hinge von der jeweils aktuellen Stimmungslage der verantwortlichen Redaktion ab. Derartige Flatterhaftigkeit in der Informationspolitik lässt aber vor allem einen Verdacht aufkommen: Die Lage ist noch viel schlimmer als vermutet, und dafür gibt es ganz handfeste Zahlen.

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Aus der Krise lernen, statt ihr zu erliegen

9. Mai 2009

Oder: Warum die Krise eine halbgöttliche Instanz ist.

„Immer besser, immer schneller, immer billiger!“ lautet das Erfolgsmantra unserer modernen Leistungsgesellschaft, die neben dem schnellen Gewinn den Konsum und das Shareholder-Value-Prinzip zum allgemein gültigen Lebensentwurf erhoben hat. Im Wettlauf um neue Marktanteile sieht der globale Kapitalismus den Menschen vor allem als Leistungserbringer, dessen Unzulänglichkeit er durch den Einsatz immer effizienterer Technologien und rationellerer Steuerungsmechanismen möglichst gering zu halten versucht.

Vor dem Hintergrund einer weltumspannenden Wirtschafts- und Finanzkrise hat das kapitalistische Mehrwertprinzip und sein Glaube an eine permanente Leistungssteigerung und -erfüllung tiefe Risse bekommen.

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Überlebensstrategien in der Finanzkrise

16. März 2009

Einmal mehr aufstehen, als liegen zu bleiben.

»Jeder ist seines Glückes Schmied!« lautet die Philosophie unserer modernen Leistungsgesellschaft. Damit ist zwangsläufig verbunden, dass eben auch jeder seines Unglückes Schmied ist, was in den Ohren der heute von Job- und Existenzängsten geplagten Bundesbürger wie blanker Hohn klingen mag. Denn vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise wird der Arbeitsmarkt zusehends unberechenbarer.

Es gibt eben keine immerwährende Garantie, wonach bestimmte Produkte für alle Zeit in Deutschland produziert werden und der Arbeitsplatz infolgedessen sicher ist – eine Einsicht, die uns ebenso viel abverlangt wie die Erfahrung, dass Zäsuren in den Erwerbsbiografien zu einer Lebensrealität von immer mehr Menschen werden. Und weil sich die wirtschaftliche Entwicklung aufgrund der globalen Unwägbarkeiten kaum noch prognostizieren lässt, wird ein vorausschauendes Planen in allen Lebensbereichen zu einem Vabanque-Spiel.

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Mit kühlem Kopf durch die Rezession

3. Dezember 2008

Deutschland in der Krise und Wüste wegen Hitze geschlossen.

Als Folge der globalen Finanzmarktkrise und weltweiten Konjunkturflaute ist nun auch Deutschland erstmals seit fünf Jahren in eine Rezession gerutscht. Wenig kauflustige Verbraucher hierzulande sorgen dafür, dass sich der Abschwung weiter beschleunigt. Hinzu kommt, dass die Exporte als Motor des Wachstums wegen der Abkühlung der Weltwirtschaft einbrechen und die lahmende Binnennachfrage das bisher nicht ausgleichen konnte. Als Gegenmaßnahme will die Bundesregierung mit einem Konjunkturpaket in den nächsten zwei Jahren Investitionen von insgesamt 50 Milliarden Euro anstoßen. Statt Panik und Aktionismus heißt es jetzt, einen kühlen Kopf zu behalten.

In der australischem Simpson-Wüste, einer der faszinierendsten, gleichzeitig aber auch gefährlichsten Plätze Australiens, ist das mit Sicherheit ein schwieriges Unterfangen, denn mitten im Sommer herrschen dort Temperaturen von bis zu 58 Grad Celsius, weswegen die Wüste vom 1. Dezember bis zum 15. März 2009 für Touristen gesperrt wurde. Um aber vor dem Hintergrund einer globalen Rezession einen kühlen Kopf zu behalten, dafür gibt es durchaus bewährte Strategien.

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Zivilcourage statt Linientreue

25. November 2008

Der aufrechte Gang – nur etwas für weltfremde Idealisten?
Erfolgsgesellschaft am Scheideweg.

Dabei hatte sie den Hessen mit der »Erlösung« von der Koch-Regierung doch eigentlich die politische Wende bringen wollen. Dass der Traum der Andrea Ypsilanti vom hessischen Neubeginn zu guter Letzt in einem politischen Desaster endete, hat vor allem mit ihrem Wortbruch zu tun, im Falle eines Wahlsiegs keine Zusammenarbeit mit den Linken anzustreben. Das Debakel der hessischen SPD-Parteivorsitzenden begann aber bereits an Wahlabend mit ihrer irrigen Vorstellung, sie habe die Wahl gewonnen, obgleich sie diese knapp verloren hatte. Inzwischen sind ihre Versuche, sich entgegen des Wahlversprechens mithilfe der Linken an die Macht zu bugsieren, allesamt gescheitert.

Zuerst lief die SPD-Abgeordnete Dagmar Metzger von der Line. Kurz vor dem zweiten Sturm auf die Macht wurden drei weitere SPD-Abgeordnete abtrünnig und warfen ihrer Chefin den Fehdehandschuh hin. Dafür, dass Jürgen Walter, Silke Tesch und Carmen Everts ihr Nein erst einen Tag vor der Wahl ankündigten, sollen sie nun aus der SPD ausgeschlossen werden. Über den Zeitpunkt dieses Nein lässt sich in der Tat streiten. Dabei haben die Abweichler ihrem eigenen Bekunden zufolge nur »ein Grundrecht von Abgeordneten in Anspruch genommen«. Fakt ist, dass das Risiko des Aufbegehrens zur Demokratie gehört.

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Obama und die deutsche Jammerkultur

9. November 2008

Warum die Deutschen an den Gelben Sack glauben und die Amerikaner an Gott.

Am 4. November 2008 haben die Amerikaner mit ihrer Geschichte gebrochen und sie stattdessen neu geschrieben. Erstmals wurde ein schwarzer Politiker in das mächtigste Amt der Welt gewählt und wird künftig die Geschicke der Supermacht lenken. „Change“ lautete das Wahlkampf-Motto von Barack Obama, einem charismatischen Juristen und Harvard-Absolventen, der mit Lässigkeit und Überzeugungskraft die Massen für sich mobilisierte und mit seiner Botschaft vom Wandel nicht nur den Nerv der Amerikaner getroffen hat, sondern auch den vieler anderer Menschen in großen Teilen der Welt.

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Ein Plädoyer

3. Oktober 2008

… für einen entspannten Umgang mit Bruchstellen.

Keine Frage: Sieger sind in. Unsere Bewunderung für Sieger ist grenzenlos. Unsere Medienkultur ist eine Siegerkultur. Kein Wunder also, dass der Umgang mit Erfolgseinbußen und Lebensbrüchen Berührungsängste auslöst. Dabei haben unsere herkömmlichen Lebenskonzepte mit Beginn der Globalisierung und seinen Begleiterscheinungen wie sich allgemein verschärfender Lebensbedingungen zunehmend Risse bekommen. Im globalen Zeitalter haben wir es mit ganz neuen Herausforderungen zu tun. Vorbei die Zeiten linearer Lebensläufe. Im Zeitalter von Outsourcing und Outplacement gibt es keine Garantie mehr für Beständigkeit: Job- und Ortswechsel gehören heute ebenso zum Alltag wie sich die ständig ändernden soziale Kontexte oder auch die permanent größer werdende Komplexität von Arbeitsprozessen. Und in einer Gesellschaft, die sich das Prinzip »immer schneller, immer besser, immer billiger«, auf die Fahnen geschrieben hat, werden berufliche und private Lebensbrüche zu einer unleugbaren Erfahrung von inzwischen immer mehr Menschen.

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Kultur des Neubeginns

3. Oktober 2008

Einen neuen Anfang wagen:
Lebensbrüche als Ausgang für einen Neubeginn

Erfolg ist geil! Das ist das Motto einer auf Erfolg und Gewinnmaximierung ausgerichteten Leistungsgesellschaft, die Erfolgseinbußen als Störfaktoren betrachtet und sie mit immer effizienteren Technologien, rationelleren Steuerungsmechanismen und bewährten Handlungsmaximen zu verhindern versucht. Und weil in unserer Gesellschaft alles, nur keine Erfolgseinbußen erlaubt sind, verfügen wir kaum über so etwas wie eine Kultur des souveränen Umgangs mit Lebensumbrüchen und Wendepunkten wie Karriereknicks, Jobverlust, Trennung, ungewisse Lebensumstände, Sinnkrisen. Daher ist auch nicht verwunderlich, dass es so wenige Beispiele gibt, wie Brüche im Leben verarbeitet und bewältigt werden können. Nach unserem gängigen Gesellschaftsbild bedeutet nur Siegen und Durchhalten Stärke. Aber Loslassen können ist eine ebensolche Stärke. Und die Souveränität, nach einem Bruch neu durchzustarten, zählt zu unseren Kernkompetenzen, auf die wir allerdings viel zu wenig vorbereitet werden.

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Neu anfangen – aber anders

3. Oktober 2008

Lerne siegen und die Weichen neu zu stellen.

»Wo ich bin, ist oben, falls ich mal unten bin, ist unten oben« so das Lebensmotto des Box-Welt- und Europameisters René Weller. Von einem vergleichbar entspannten Umgang mit Niederlagen ist unsere am ökonomischen Erfolg orientierten und auf Leistungsmaximierung ausgerichteten Gesellschaft allerdings noch immer weit entfernt. Dabei gehören Fehler und Irrtümer zur Natur des Menschen: Jedem stellen sich Hindernisse in den Weg. Jeder macht irgendwann die Erfahrung, ein Ziel aufgeben oder Rückschläge verbuchen zu müssen. Auch die gesamte Evolution ist ein durchgängiger Prozess von Versuchen, Irrtümern und permanenter Weiterentwicklung. Selbst strahlende Sieger erleben auf dem Weg zur Spitze mehr Niederlagen als Erfolge. Und überhaupt: Wie viele Erfolge werden vielleicht erst möglich durch vielfaches Hineinlaufen in Irrwege und Sackgassen: Und das beweist: Nicht die Niederlage ist das Problem, sondern der Umgang damit. Wie aber verkraften wir Rückschläge? Wie werden ausgerechnet Fehlschlägen zum Sprungbrett für den Erfolg von morgen? Mit Sicherheit hat es viel mit Innehalten und Reflexion zu tun – und nicht zuletzt mit der Fähigkeit zu einem Kurswechsel.

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