Posts Tagged ‘wirtschaftskrise’

Warten auf den schwarz-gelben Neubeginn – Warten auf Godot?

8. April 2010

Eine schwarz-gelbe Wunschkoalition, die den politischen Neubeginn vergeigt. Ein deutscher Vizekanzler, der augenscheinlich viel lieber Oppositionspolitik macht. Eine Kanzlerin, von der niemand so recht weiß, wofür sie steht und wohin sie will. Wer glaubt, er habe es hier mit der Steilvorlage für ein grottenschlechtes Bauerntheater zu tun, wird schnell eines Besseres belehrt. Denn hier geht es um die deutsche Realpolitik 2010. Eine Realpolitik, die schon deshalb zur Groteske verkommt, weil die Kanzlerin als Hüterin der Richtlinienkompetenz den Deutschen zur Bundestagswahl 2009 ein neues Denken versprochen hatte. Und auch ihr alarmistischer Vizekanzler, der das Land wie kaum ein anderer polarisiert, wollte eigentlich die geistig-politische Wende bringen.

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Ich hartze, du hartzst. Und wir hartzen?

2. Januar 2010

Jetzt ist es amtlich: Wem weniger als 913 Euro netto pro Monat zur Verfügung stehen, gilt nach statistischen Berechnungen als arm. Wenngleich zum Kreis der Betroffenen allen voran Arbeitslose, Alleinerziehende und Singles gehören, schützt selbst ein ordentliches Beschäftigungsverhältnis inzwischen nicht mehr unbedingt vor Armut. Und so waren den Zahlen der Statistiker zufolge bereits 2007 sieben Prozent der Erwerbstätigen armutsgefährdet. Das Erschreckende daran, dass mittlerweile nicht einmal mehr Akademiker davor gefeit sind.

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Success as usual: Warum Robert Enke gestern war

1. Dezember 2009

»Wer sich zu einer Schwäche bekennt, ist nicht schwach. Er ist stark«, so Stephan Weil, amtierender Oberbürgermeister von Hannover, anlässlich der Trauerfeier für Torhüter Robert Enke nach seinem Freitod. Tragisch nur, dass die gesellschaftliche Wahrnehmung unserer effizienzorientierten Ellbogengesellschaft eine ganz andere ist: Auf Erfolg und dessen Accessoires fixiert, wird wie bei den Kickern derjenige gnadenlos ausgepfiffen, der nicht ins Klischee vom bedingungslosen Leistungswillen passt und stolpert.

Für Verlierer ist auf dem grünen Rasen kein Platz, und in der Gesellschaft haben sie keine Lobby. Wie sonst ist zu erklären, dass Bundestrainer Joachim Löw im Zusammenhang mit dem Selbstmord seines Keepers und einem Telefonat mit dessen Vater augenscheinlich keinen Grund dafür sieht, »dass wir uns Vorwürfe machen müssen«, und für eine schnellstmögliche Rückkehr zur Normalität plädiert. Mit anderen Worten: Robert Enke war gestern, und success as usual ist heute.

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Quo vadis, Deutschland?

13. September 2009

Sind die fetten Jahre vorbei?

Glaubt man den vollmundigen Wahlkampfparolen, dann hat Deutschland die weltweite Finanzkrise entweder längst überwunden, oder aber das Schlimmste kommt erst noch – und zwar dann, wenn der Bürger die falsche Regierung wählt. Auch ein Blick in die mehr oder weniger seriöse Presse hilft nicht weiter. Die Prognosen wechseln sich beständig ab, und fast könnte man meinen, das hinge von der jeweils aktuellen Stimmungslage der verantwortlichen Redaktion ab. Derartige Flatterhaftigkeit in der Informationspolitik lässt aber vor allem einen Verdacht aufkommen: Die Lage ist noch viel schlimmer als vermutet, und dafür gibt es ganz handfeste Zahlen.

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Aus der Krise lernen, statt ihr zu erliegen

9. Mai 2009

Oder: Warum die Krise eine halbgöttliche Instanz ist.

„Immer besser, immer schneller, immer billiger!“ lautet das Erfolgsmantra unserer modernen Leistungsgesellschaft, die neben dem schnellen Gewinn den Konsum und das Shareholder-Value-Prinzip zum allgemein gültigen Lebensentwurf erhoben hat. Im Wettlauf um neue Marktanteile sieht der globale Kapitalismus den Menschen vor allem als Leistungserbringer, dessen Unzulänglichkeit er durch den Einsatz immer effizienterer Technologien und rationellerer Steuerungsmechanismen möglichst gering zu halten versucht.

Vor dem Hintergrund einer weltumspannenden Wirtschafts- und Finanzkrise hat das kapitalistische Mehrwertprinzip und sein Glaube an eine permanente Leistungssteigerung und -erfüllung tiefe Risse bekommen.

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In der Krise gegensteuern

16. April 2009

Kein Weiter-so. Aber wohin, Deutschland?

Ratiopharm vor der Zerschlagung. Rosenthal pleite. Genauso Pfaff, Märklin, Schiesser und nun auch die Automobilbaufirma Karmann. Ebenso ungewiss ist die Zukunft von Opel. Es scheint, als gerieten die Grundfeste der Ökonomie mit dem Schiffbruch unserer deutschen Traditionsfirmen ins Wanken. Wir erleben in der Tat eine weltumspannende Krise, deren Wirklichkeit die Prognosen übertrifft. 35.000 Firmen könnten nach Schätzung von Creditreform in diesem Jahr in die Pleite segeln. Dennoch reicht die Kapitalmarktsituation als alleinige Erklärung für den Niedergang der Markenfirmen nicht aus, weil er auch auf das Konto von unternehmerischen Fehlentscheidungen und Missmanagement geht.

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Gestern Mittelstand – heute Hartz IV

17. Dezember 2008

Das Sozialgefüge der Leistungsgesellschaft zerbricht.

Einer im Frühjahr diesen Jahres vorgestellten Studie zufolge ist der deutsche Mittelstand, seit jeher tragende Säule unserer Gesellschaft, von einer allmählichen Erosion ergriffen, womit sich die Kluft zwischen Arm und Reich hierzulande vergrößert. Es ist zu befürchten, dass sich dieser Trend vor dem Hintergrund der weltweiten Wirtschaftskrise noch verstärken wird.

In großen Teilen des Mittelstandes herrscht heute trübe Stimmung. Verzagtheit macht sich breit, weil sich die Unternehmer mit einer Vielzahl unvorhersehbarer Probleme konfrontiert sehen. Beim deutschen Mittelstand ist der Glaube an eine unaufhaltsame Weiter- und Höherentwicklung als Folge von technischem Fortschritt, politischen Reformprozessen und kultureller Modernisierung längst brüchig geworden. Zwar haben wir heute in der Tat zwei Millionen Arbeitslose weniger als noch vor drei Jahren, dafür aber 135 Millionen Erwerbstätige, die von den Löhnen aus ihren Beschäftigungsverhältnissen nicht mehr leben können und auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind.

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