Posts Tagged ‘hartz iv’

Guido Westerwelle und der wenig diskrete Charme der Bourgeoisie.

1. März 2010

Sind wir alle von spätrömischer Dekadenz bedroht?

Da gibt es schon eine Menge, was wir in jüngster Zeit an Dekadenz über uns haben ergehen lassen müssen: ein demokratischer Staat, der, um an die Daten von Steuerhinterziehern zu gelangen, sich über seine eigene Rechtsstaatlichkeit erhebt und sich auf einen gewagten Deal mit Kriminellen einlässt. Geistliche Amts- und Würdenträger, die ihre Schutzbefohlenen befummeln, statt mit ihnen Latein und Griechisch zu büffeln. Öffentlich-rechtliche Sendeanstalten, die uns in munterer Talkrunde den „frechsten Arbeitslosen Deutschlands“ zur Unterhaltung präsentieren, damit er einem werktätigen Publikum, das ihm die Transferleistungen erwirtschaftet, seine Arbeitsverweigerungsstrategien zum Besten geben kann. Und zu guter Letzt mussten wir dieser Tage auch noch eine menschelnde Landesbischöfin verkraften, die, betrunken am Steuer, eine rote Ampel überfährt und von der Polizei erwischt wird. Es mag allein ihrem unumwundenen Schuldeingeständnis und achtenswerten Rückritt zuzuschreiben sein, dass der entnervte Beobachter nicht aufstöhnt: „Sind wir eigentlich nur noch von Dekadenz umgeben?“

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Gestern Mittelstand – heute Hartz IV

17. Dezember 2008

Das Sozialgefüge der Leistungsgesellschaft zerbricht.

Einer im Frühjahr diesen Jahres vorgestellten Studie zufolge ist der deutsche Mittelstand, seit jeher tragende Säule unserer Gesellschaft, von einer allmählichen Erosion ergriffen, womit sich die Kluft zwischen Arm und Reich hierzulande vergrößert. Es ist zu befürchten, dass sich dieser Trend vor dem Hintergrund der weltweiten Wirtschaftskrise noch verstärken wird.

In großen Teilen des Mittelstandes herrscht heute trübe Stimmung. Verzagtheit macht sich breit, weil sich die Unternehmer mit einer Vielzahl unvorhersehbarer Probleme konfrontiert sehen. Beim deutschen Mittelstand ist der Glaube an eine unaufhaltsame Weiter- und Höherentwicklung als Folge von technischem Fortschritt, politischen Reformprozessen und kultureller Modernisierung längst brüchig geworden. Zwar haben wir heute in der Tat zwei Millionen Arbeitslose weniger als noch vor drei Jahren, dafür aber 135 Millionen Erwerbstätige, die von den Löhnen aus ihren Beschäftigungsverhältnissen nicht mehr leben können und auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind.

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