Posts Tagged ‘globalisierung’

Erfolgskiller: Atemloser Alltag

23. Juni 2010

„Immer mehr. Und noch mehr vom selben“ lautet das Erfolgsmantra unserer hochgerüsteten Konsum- und Erlebniswelt, deren Lebenswirklichkeit sich in den rasanten Umschlagbewegungen von Kapital und Gütern vollzieht. Alarmierend dabei die stetig steigende Tendenz von Menschen, die sich von den Schattenseiten der Erfolgsgesellschaft und deren tradiertem Mehrwertprinzip erschöpft und getrieben fühlen. Wie sonst ist zu erklären, dass die Lebenszufriedenheit in Deutschland seit Jahren stagniert und sich ein psychosoziales Klima allgemeiner Erschöpfung und depressiver Verstimmung breitmacht?

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Warten auf den schwarz-gelben Neubeginn – Warten auf Godot?

8. April 2010

Eine schwarz-gelbe Wunschkoalition, die den politischen Neubeginn vergeigt. Ein deutscher Vizekanzler, der augenscheinlich viel lieber Oppositionspolitik macht. Eine Kanzlerin, von der niemand so recht weiß, wofür sie steht und wohin sie will. Wer glaubt, er habe es hier mit der Steilvorlage für ein grottenschlechtes Bauerntheater zu tun, wird schnell eines Besseres belehrt. Denn hier geht es um die deutsche Realpolitik 2010. Eine Realpolitik, die schon deshalb zur Groteske verkommt, weil die Kanzlerin als Hüterin der Richtlinienkompetenz den Deutschen zur Bundestagswahl 2009 ein neues Denken versprochen hatte. Und auch ihr alarmistischer Vizekanzler, der das Land wie kaum ein anderer polarisiert, wollte eigentlich die geistig-politische Wende bringen.

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Guido Westerwelle und der wenig diskrete Charme der Bourgeoisie.

1. März 2010

Sind wir alle von spätrömischer Dekadenz bedroht?

Da gibt es schon eine Menge, was wir in jüngster Zeit an Dekadenz über uns haben ergehen lassen müssen: ein demokratischer Staat, der, um an die Daten von Steuerhinterziehern zu gelangen, sich über seine eigene Rechtsstaatlichkeit erhebt und sich auf einen gewagten Deal mit Kriminellen einlässt. Geistliche Amts- und Würdenträger, die ihre Schutzbefohlenen befummeln, statt mit ihnen Latein und Griechisch zu büffeln. Öffentlich-rechtliche Sendeanstalten, die uns in munterer Talkrunde den „frechsten Arbeitslosen Deutschlands“ zur Unterhaltung präsentieren, damit er einem werktätigen Publikum, das ihm die Transferleistungen erwirtschaftet, seine Arbeitsverweigerungsstrategien zum Besten geben kann. Und zu guter Letzt mussten wir dieser Tage auch noch eine menschelnde Landesbischöfin verkraften, die, betrunken am Steuer, eine rote Ampel überfährt und von der Polizei erwischt wird. Es mag allein ihrem unumwundenen Schuldeingeständnis und achtenswerten Rückritt zuzuschreiben sein, dass der entnervte Beobachter nicht aufstöhnt: „Sind wir eigentlich nur noch von Dekadenz umgeben?“

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Quo vadis, Deutschland?

13. September 2009

Sind die fetten Jahre vorbei?

Glaubt man den vollmundigen Wahlkampfparolen, dann hat Deutschland die weltweite Finanzkrise entweder längst überwunden, oder aber das Schlimmste kommt erst noch – und zwar dann, wenn der Bürger die falsche Regierung wählt. Auch ein Blick in die mehr oder weniger seriöse Presse hilft nicht weiter. Die Prognosen wechseln sich beständig ab, und fast könnte man meinen, das hinge von der jeweils aktuellen Stimmungslage der verantwortlichen Redaktion ab. Derartige Flatterhaftigkeit in der Informationspolitik lässt aber vor allem einen Verdacht aufkommen: Die Lage ist noch viel schlimmer als vermutet, und dafür gibt es ganz handfeste Zahlen.

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Überlebensstrategien in der Finanzkrise

16. März 2009

Einmal mehr aufstehen, als liegen zu bleiben.

»Jeder ist seines Glückes Schmied!« lautet die Philosophie unserer modernen Leistungsgesellschaft. Damit ist zwangsläufig verbunden, dass eben auch jeder seines Unglückes Schmied ist, was in den Ohren der heute von Job- und Existenzängsten geplagten Bundesbürger wie blanker Hohn klingen mag. Denn vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise wird der Arbeitsmarkt zusehends unberechenbarer.

Es gibt eben keine immerwährende Garantie, wonach bestimmte Produkte für alle Zeit in Deutschland produziert werden und der Arbeitsplatz infolgedessen sicher ist – eine Einsicht, die uns ebenso viel abverlangt wie die Erfahrung, dass Zäsuren in den Erwerbsbiografien zu einer Lebensrealität von immer mehr Menschen werden. Und weil sich die wirtschaftliche Entwicklung aufgrund der globalen Unwägbarkeiten kaum noch prognostizieren lässt, wird ein vorausschauendes Planen in allen Lebensbereichen zu einem Vabanque-Spiel.

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Wenn’s beim Postmann morgens klingelt

26. Januar 2009

Oder: Die hohe Kunst des Scheiterns als umgekehrte Erfolgsvariante im globalen Zeitalter?

Als es beim Postmann Klaus Zumwinkel an jenem besagten Morgen klingelte, war es nicht die Einladung zur Bambiverleihung, die ihm da überbracht werden sollte. Ebenso wenig sollte ihm das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen werden. Mitnichten. Es war die Steuerfandung, die beim Manager des Jahres 2003 klopfte und Einlass begehrte. Und als der Träger des Bundesverdienstkreuzes unter den Augen zahlreich versammelter Journalisten als mutmaßlicher Steuersünder medienwirksam vor? und dann auch abgeführt wurde, war klar: Es war etwas passiert, was so niemals hätte passieren dürfen: Einer der mächtigsten deutschen Manager bloßgestellt und öffentlich demontiert. Kurz: Der Mann von der Post war gescheitert – anscheinend an seiner Gier und eine lebenslange Reputation in den Keller gesaust.

»Ja, so was kommt von so was« wird so manches Zuschauerherz, das sich mühselig und beladen durch den Alttag boxt, beim Anblick solcher Medienbilder gedacht haben, um dann vielleicht voller Schadenfreude auf den Gestrauchelten herabzublicken. Bekanntlich ist Schadenfreude ja die schönste Freude. Von Verlierern können wir abrücken. Wir können sie anprangern und uns dadurch selbst zum Gewinner machen. Die Genugtuung des Zusehers, andere beim Scheitern zu erleben, befreit von den eigenen Schwächen.

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Wer erklärt uns die Globalisierung?

14. Januar 2009

Oder: Steigender Eselpreis in Anatolien als Folge boomender Wirtschaft in China.

Ein fürwahr turbulentes Jahr liegt hinter uns. Und so mag an der Schwelle zum neuen Jahr 2009 bei manchem auch der Eindruck entstanden sein, dass nichts mehr ist, wie es einmal war und die Welt eine andere geworden ist: Erster Afroamerikaner ins höchste US-Amt gewählt. Zwei-Parteien-System in Bayern. Deutsches Pferd beim Doping im olympischen Peking erwischt. Schuhe als antiamerikanisches Wurfgeschoss. Kurz: Wir erleben in der Tat Zeiten, die unsere Welt kräftig durcheinanderwirbeln. Hinzu kommt, dass sich die Welt im Zeitalter der Globalisierung zu einem Dorf entwickelt hat und wir als Folge der offenen Grenzen immer mehr zusammenhängen, weswegen die Pleite der amerikanischen Großbank Lehman Brothers die internationalen Börsen auf Talfahrt und die Weltwirtschaft in die Rezession bringen konnte.

Dazu werden auch unsere gewohnten Denkmuster immer wieder über den Haufen geworfen: Da steigt in Anatolien der Eselpreis, weil sich der anatolische Bauer kein Auto mehr leisten kann und auf Esel umsteigt. Und das alles, weil die boomende Wirtschaft der Chinesen die Energiepreise weltweit in die Höhe treibt. Da jagt ein spekulativer Finanzkapitalismus in schwindelerregendem Tempo um den Globus, um die einen per Mausklick zu Gewinnern und die anderen zu Verlierern zu machen.

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Gestern Mittelstand – heute Hartz IV

17. Dezember 2008

Das Sozialgefüge der Leistungsgesellschaft zerbricht.

Einer im Frühjahr diesen Jahres vorgestellten Studie zufolge ist der deutsche Mittelstand, seit jeher tragende Säule unserer Gesellschaft, von einer allmählichen Erosion ergriffen, womit sich die Kluft zwischen Arm und Reich hierzulande vergrößert. Es ist zu befürchten, dass sich dieser Trend vor dem Hintergrund der weltweiten Wirtschaftskrise noch verstärken wird.

In großen Teilen des Mittelstandes herrscht heute trübe Stimmung. Verzagtheit macht sich breit, weil sich die Unternehmer mit einer Vielzahl unvorhersehbarer Probleme konfrontiert sehen. Beim deutschen Mittelstand ist der Glaube an eine unaufhaltsame Weiter- und Höherentwicklung als Folge von technischem Fortschritt, politischen Reformprozessen und kultureller Modernisierung längst brüchig geworden. Zwar haben wir heute in der Tat zwei Millionen Arbeitslose weniger als noch vor drei Jahren, dafür aber 135 Millionen Erwerbstätige, die von den Löhnen aus ihren Beschäftigungsverhältnissen nicht mehr leben können und auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind.

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Finanzkrise und FKK

17. November 2008

Zur Lage der Nation: Ex von Hühner-Hansi packt aus, und die Globalisierung setzt bewährte Erfolgsmodelle außer Kraft.

Es sind in der Tat turbulente Zeiten, die wir da gerade erleben: Andrea Ypsilanti auf ihrem Weg zur Macht zum zweiten Mal gescheitert. SPD nach Hessen-Debakel bundesweit auf 23 Prozent abgeschmiert. »Preuße mit Vogel« wird 85. Massiver Jobabbau im Continental-Werk Babenhausen infolge Finanzkrise. Hypo Real Estate im dritten Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht als von Experten erwartet. Und nachdem das Vertrauen der Menschen bereits durch die Gier verkaufsagiler Banker massiv erschüttert wurde, müssen sie bei der Bild-Zeitung zu guter Letzt auch noch von Hühner-Hansis FKK-Gier erfahren. Nach Bekunden seiner Ex-Frau ist der 71jährige und rüstige TV-Landwirt aus der Erfolgs-Doku »Bauer sucht Frau« gerne nackt und FKK-gierig, weshalb sich seine Frau Elsa P. nach 32 gemeinsamen Jahren auch von ihm scheiden ließ.

Kein Wunder, dass sich angesichts solch geballter Ladung an Negativnachrichten ein Klima zunehmender Besorgnis bei uns breit macht. Aber wir leben nun mal in Zeiten schnellen globalen Wandels, die von unvorhersehbaren gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen mit ungewissem Ausgang geprägt sind. Dramatisch für eine allein am ökonomischen Erfolg orientierte Gesellschaft, die für einen souveränen Umgang mit Unwägbarkeiten und Krisen kaum über adäquate Verhaltensweisen verfügt.

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Obama und die deutsche Jammerkultur

9. November 2008

Warum die Deutschen an den Gelben Sack glauben und die Amerikaner an Gott.

Am 4. November 2008 haben die Amerikaner mit ihrer Geschichte gebrochen und sie stattdessen neu geschrieben. Erstmals wurde ein schwarzer Politiker in das mächtigste Amt der Welt gewählt und wird künftig die Geschicke der Supermacht lenken. „Change“ lautete das Wahlkampf-Motto von Barack Obama, einem charismatischen Juristen und Harvard-Absolventen, der mit Lässigkeit und Überzeugungskraft die Massen für sich mobilisierte und mit seiner Botschaft vom Wandel nicht nur den Nerv der Amerikaner getroffen hat, sondern auch den vieler anderer Menschen in großen Teilen der Welt.

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