Posts Tagged ‘krise’

Ich hartze, du hartzst. Und wir hartzen?

2. Januar 2010

Jetzt ist es amtlich: Wem weniger als 913 Euro netto pro Monat zur Verfügung stehen, gilt nach statistischen Berechnungen als arm. Wenngleich zum Kreis der Betroffenen allen voran Arbeitslose, Alleinerziehende und Singles gehören, schützt selbst ein ordentliches Beschäftigungsverhältnis inzwischen nicht mehr unbedingt vor Armut. Und so waren den Zahlen der Statistiker zufolge bereits 2007 sieben Prozent der Erwerbstätigen armutsgefährdet. Das Erschreckende daran, dass mittlerweile nicht einmal mehr Akademiker davor gefeit sind.

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Quo vadis, Deutschland?

13. September 2009

Sind die fetten Jahre vorbei?

Glaubt man den vollmundigen Wahlkampfparolen, dann hat Deutschland die weltweite Finanzkrise entweder längst überwunden, oder aber das Schlimmste kommt erst noch – und zwar dann, wenn der Bürger die falsche Regierung wählt. Auch ein Blick in die mehr oder weniger seriöse Presse hilft nicht weiter. Die Prognosen wechseln sich beständig ab, und fast könnte man meinen, das hinge von der jeweils aktuellen Stimmungslage der verantwortlichen Redaktion ab. Derartige Flatterhaftigkeit in der Informationspolitik lässt aber vor allem einen Verdacht aufkommen: Die Lage ist noch viel schlimmer als vermutet, und dafür gibt es ganz handfeste Zahlen.

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Aus der Krise lernen, statt ihr zu erliegen

9. Mai 2009

Oder: Warum die Krise eine halbgöttliche Instanz ist.

„Immer besser, immer schneller, immer billiger!“ lautet das Erfolgsmantra unserer modernen Leistungsgesellschaft, die neben dem schnellen Gewinn den Konsum und das Shareholder-Value-Prinzip zum allgemein gültigen Lebensentwurf erhoben hat. Im Wettlauf um neue Marktanteile sieht der globale Kapitalismus den Menschen vor allem als Leistungserbringer, dessen Unzulänglichkeit er durch den Einsatz immer effizienterer Technologien und rationellerer Steuerungsmechanismen möglichst gering zu halten versucht.

Vor dem Hintergrund einer weltumspannenden Wirtschafts- und Finanzkrise hat das kapitalistische Mehrwertprinzip und sein Glaube an eine permanente Leistungssteigerung und -erfüllung tiefe Risse bekommen.

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In der Krise gegensteuern

16. April 2009

Kein Weiter-so. Aber wohin, Deutschland?

Ratiopharm vor der Zerschlagung. Rosenthal pleite. Genauso Pfaff, Märklin, Schiesser und nun auch die Automobilbaufirma Karmann. Ebenso ungewiss ist die Zukunft von Opel. Es scheint, als gerieten die Grundfeste der Ökonomie mit dem Schiffbruch unserer deutschen Traditionsfirmen ins Wanken. Wir erleben in der Tat eine weltumspannende Krise, deren Wirklichkeit die Prognosen übertrifft. 35.000 Firmen könnten nach Schätzung von Creditreform in diesem Jahr in die Pleite segeln. Dennoch reicht die Kapitalmarktsituation als alleinige Erklärung für den Niedergang der Markenfirmen nicht aus, weil er auch auf das Konto von unternehmerischen Fehlentscheidungen und Missmanagement geht.

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Überlebensstrategien in der Finanzkrise

16. März 2009

Einmal mehr aufstehen, als liegen zu bleiben.

»Jeder ist seines Glückes Schmied!« lautet die Philosophie unserer modernen Leistungsgesellschaft. Damit ist zwangsläufig verbunden, dass eben auch jeder seines Unglückes Schmied ist, was in den Ohren der heute von Job- und Existenzängsten geplagten Bundesbürger wie blanker Hohn klingen mag. Denn vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise wird der Arbeitsmarkt zusehends unberechenbarer.

Es gibt eben keine immerwährende Garantie, wonach bestimmte Produkte für alle Zeit in Deutschland produziert werden und der Arbeitsplatz infolgedessen sicher ist – eine Einsicht, die uns ebenso viel abverlangt wie die Erfahrung, dass Zäsuren in den Erwerbsbiografien zu einer Lebensrealität von immer mehr Menschen werden. Und weil sich die wirtschaftliche Entwicklung aufgrund der globalen Unwägbarkeiten kaum noch prognostizieren lässt, wird ein vorausschauendes Planen in allen Lebensbereichen zu einem Vabanque-Spiel.

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Wer erklärt uns die Globalisierung?

14. Januar 2009

Oder: Steigender Eselpreis in Anatolien als Folge boomender Wirtschaft in China.

Ein fürwahr turbulentes Jahr liegt hinter uns. Und so mag an der Schwelle zum neuen Jahr 2009 bei manchem auch der Eindruck entstanden sein, dass nichts mehr ist, wie es einmal war und die Welt eine andere geworden ist: Erster Afroamerikaner ins höchste US-Amt gewählt. Zwei-Parteien-System in Bayern. Deutsches Pferd beim Doping im olympischen Peking erwischt. Schuhe als antiamerikanisches Wurfgeschoss. Kurz: Wir erleben in der Tat Zeiten, die unsere Welt kräftig durcheinanderwirbeln. Hinzu kommt, dass sich die Welt im Zeitalter der Globalisierung zu einem Dorf entwickelt hat und wir als Folge der offenen Grenzen immer mehr zusammenhängen, weswegen die Pleite der amerikanischen Großbank Lehman Brothers die internationalen Börsen auf Talfahrt und die Weltwirtschaft in die Rezession bringen konnte.

Dazu werden auch unsere gewohnten Denkmuster immer wieder über den Haufen geworfen: Da steigt in Anatolien der Eselpreis, weil sich der anatolische Bauer kein Auto mehr leisten kann und auf Esel umsteigt. Und das alles, weil die boomende Wirtschaft der Chinesen die Energiepreise weltweit in die Höhe treibt. Da jagt ein spekulativer Finanzkapitalismus in schwindelerregendem Tempo um den Globus, um die einen per Mausklick zu Gewinnern und die anderen zu Verlierern zu machen.

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Mit kühlem Kopf durch die Rezession

3. Dezember 2008

Deutschland in der Krise und Wüste wegen Hitze geschlossen.

Als Folge der globalen Finanzmarktkrise und weltweiten Konjunkturflaute ist nun auch Deutschland erstmals seit fünf Jahren in eine Rezession gerutscht. Wenig kauflustige Verbraucher hierzulande sorgen dafür, dass sich der Abschwung weiter beschleunigt. Hinzu kommt, dass die Exporte als Motor des Wachstums wegen der Abkühlung der Weltwirtschaft einbrechen und die lahmende Binnennachfrage das bisher nicht ausgleichen konnte. Als Gegenmaßnahme will die Bundesregierung mit einem Konjunkturpaket in den nächsten zwei Jahren Investitionen von insgesamt 50 Milliarden Euro anstoßen. Statt Panik und Aktionismus heißt es jetzt, einen kühlen Kopf zu behalten.

In der australischem Simpson-Wüste, einer der faszinierendsten, gleichzeitig aber auch gefährlichsten Plätze Australiens, ist das mit Sicherheit ein schwieriges Unterfangen, denn mitten im Sommer herrschen dort Temperaturen von bis zu 58 Grad Celsius, weswegen die Wüste vom 1. Dezember bis zum 15. März 2009 für Touristen gesperrt wurde. Um aber vor dem Hintergrund einer globalen Rezession einen kühlen Kopf zu behalten, dafür gibt es durchaus bewährte Strategien.

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Finanzkrise und FKK

17. November 2008

Zur Lage der Nation: Ex von Hühner-Hansi packt aus, und die Globalisierung setzt bewährte Erfolgsmodelle außer Kraft.

Es sind in der Tat turbulente Zeiten, die wir da gerade erleben: Andrea Ypsilanti auf ihrem Weg zur Macht zum zweiten Mal gescheitert. SPD nach Hessen-Debakel bundesweit auf 23 Prozent abgeschmiert. »Preuße mit Vogel« wird 85. Massiver Jobabbau im Continental-Werk Babenhausen infolge Finanzkrise. Hypo Real Estate im dritten Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht als von Experten erwartet. Und nachdem das Vertrauen der Menschen bereits durch die Gier verkaufsagiler Banker massiv erschüttert wurde, müssen sie bei der Bild-Zeitung zu guter Letzt auch noch von Hühner-Hansis FKK-Gier erfahren. Nach Bekunden seiner Ex-Frau ist der 71jährige und rüstige TV-Landwirt aus der Erfolgs-Doku »Bauer sucht Frau« gerne nackt und FKK-gierig, weshalb sich seine Frau Elsa P. nach 32 gemeinsamen Jahren auch von ihm scheiden ließ.

Kein Wunder, dass sich angesichts solch geballter Ladung an Negativnachrichten ein Klima zunehmender Besorgnis bei uns breit macht. Aber wir leben nun mal in Zeiten schnellen globalen Wandels, die von unvorhersehbaren gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen mit ungewissem Ausgang geprägt sind. Dramatisch für eine allein am ökonomischen Erfolg orientierte Gesellschaft, die für einen souveränen Umgang mit Unwägbarkeiten und Krisen kaum über adäquate Verhaltensweisen verfügt.

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Globalisierung und Staatspleite

2. November 2008

Tote Oma im Bettkasten versteckt, und Pakistan fast pleite.
Warum nichts mehr ist, wie es einmal war.

Ein brüllender Bär auf den Frankfurter Börsenparkett. Pakistan fast pleite. Geiz plötzlich wieder geil. Und tote Oma von einem Arbeitslosen im Bettkasten versteckt, um deren Wohnung weiternutzen zu können. Mit anderen Worten: Wir erleben turbulente Zeiten mit bisweilen surreal anmutenden Phänomenen.

Was vor dem Hintergrund der weltweiten Finanzkrise allerdings sehr konkret wurde: Die Globalisierung stellt uns vor immer neue Herausforderungen, und auch das Einzelschicksal ist mehr denn je mit dem Rest der Welt verzahnt. Verstärkt wird dieser Trend durch die Tatsache, dass immer mehr Staaten geschäftsmäßig miteinander verflochten sind, weshalb die Krise in einem Teil der Welt alle anderen mit in ihren Strudel ziehen kann.

Und so geschah es nicht ohne Grund, dass der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier dieser Tage nach Pakistan eilte, um nach Wegen zu suchen, die drohende Staatspleite dort abzuwenden. Im globalen Zeitalter ist die Welt ein Dorf, und die Krise eines Landes kann alle anderen gleichermaßen treffen. Allein schon aus diesem Grund gibt es keine Garantie mehr für Beständigkeit, was durch die Risiken begünstigt wird, die aus einer derart engen internationalen Verflechtung resultieren.

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Kultur des Neubeginns

3. Oktober 2008

Einen neuen Anfang wagen:
Lebensbrüche als Ausgang für einen Neubeginn

Erfolg ist geil! Das ist das Motto einer auf Erfolg und Gewinnmaximierung ausgerichteten Leistungsgesellschaft, die Erfolgseinbußen als Störfaktoren betrachtet und sie mit immer effizienteren Technologien, rationelleren Steuerungsmechanismen und bewährten Handlungsmaximen zu verhindern versucht. Und weil in unserer Gesellschaft alles, nur keine Erfolgseinbußen erlaubt sind, verfügen wir kaum über so etwas wie eine Kultur des souveränen Umgangs mit Lebensumbrüchen und Wendepunkten wie Karriereknicks, Jobverlust, Trennung, ungewisse Lebensumstände, Sinnkrisen. Daher ist auch nicht verwunderlich, dass es so wenige Beispiele gibt, wie Brüche im Leben verarbeitet und bewältigt werden können. Nach unserem gängigen Gesellschaftsbild bedeutet nur Siegen und Durchhalten Stärke. Aber Loslassen können ist eine ebensolche Stärke. Und die Souveränität, nach einem Bruch neu durchzustarten, zählt zu unseren Kernkompetenzen, auf die wir allerdings viel zu wenig vorbereitet werden.

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