Posts Tagged ‘erfolg’

Erfolgskiller: Atemloser Alltag

23. Juni 2010

„Immer mehr. Und noch mehr vom selben“ lautet das Erfolgsmantra unserer hochgerüsteten Konsum- und Erlebniswelt, deren Lebenswirklichkeit sich in den rasanten Umschlagbewegungen von Kapital und Gütern vollzieht. Alarmierend dabei die stetig steigende Tendenz von Menschen, die sich von den Schattenseiten der Erfolgsgesellschaft und deren tradiertem Mehrwertprinzip erschöpft und getrieben fühlen. Wie sonst ist zu erklären, dass die Lebenszufriedenheit in Deutschland seit Jahren stagniert und sich ein psychosoziales Klima allgemeiner Erschöpfung und depressiver Verstimmung breitmacht?

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Success as usual: Warum Robert Enke gestern war

1. Dezember 2009

»Wer sich zu einer Schwäche bekennt, ist nicht schwach. Er ist stark«, so Stephan Weil, amtierender Oberbürgermeister von Hannover, anlässlich der Trauerfeier für Torhüter Robert Enke nach seinem Freitod. Tragisch nur, dass die gesellschaftliche Wahrnehmung unserer effizienzorientierten Ellbogengesellschaft eine ganz andere ist: Auf Erfolg und dessen Accessoires fixiert, wird wie bei den Kickern derjenige gnadenlos ausgepfiffen, der nicht ins Klischee vom bedingungslosen Leistungswillen passt und stolpert.

Für Verlierer ist auf dem grünen Rasen kein Platz, und in der Gesellschaft haben sie keine Lobby. Wie sonst ist zu erklären, dass Bundestrainer Joachim Löw im Zusammenhang mit dem Selbstmord seines Keepers und einem Telefonat mit dessen Vater augenscheinlich keinen Grund dafür sieht, »dass wir uns Vorwürfe machen müssen«, und für eine schnellstmögliche Rückkehr zur Normalität plädiert. Mit anderen Worten: Robert Enke war gestern, und success as usual ist heute.

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Quo vadis, Deutschland?

13. September 2009

Sind die fetten Jahre vorbei?

Glaubt man den vollmundigen Wahlkampfparolen, dann hat Deutschland die weltweite Finanzkrise entweder längst überwunden, oder aber das Schlimmste kommt erst noch – und zwar dann, wenn der Bürger die falsche Regierung wählt. Auch ein Blick in die mehr oder weniger seriöse Presse hilft nicht weiter. Die Prognosen wechseln sich beständig ab, und fast könnte man meinen, das hinge von der jeweils aktuellen Stimmungslage der verantwortlichen Redaktion ab. Derartige Flatterhaftigkeit in der Informationspolitik lässt aber vor allem einen Verdacht aufkommen: Die Lage ist noch viel schlimmer als vermutet, und dafür gibt es ganz handfeste Zahlen.

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Sind Clowns die besseren Krisenmanager?

22. Juni 2009

Mit der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise erleben wir turbulente Zeiten. Die Lebensumstände haben sich in der Krise enorm verändert. Immer häufiger ist es vorbei mit der Gradlinigkeit in der Karriere oder im Leben. Existenzielle Nöte und Zukunftsängste werden zu einer Lebensrealität von immer mehr Menschen. Scheitern ist zwar inzwischen ein alltägliches Phänomen, allerdings noch immer nicht als Normalität akzeptiert. Die Angst davor lähmt unsere Kraft, wenn wir sie nicht umwandeln und bewusst und mutig zu neuen Ufern aufbrechen.

Dabei ist es gerade der entspannte Umgang mit Rückschlägen, der neue Handlungsspielräume erschließt, weil durch den Wegfall der Angst vor einer Niederlage Freiräume entstehen, die für neue Ideen und Projekte genutzt werden können. Zum Selbstverständnis der Moderne gehört der Glaube an die permanente Höher- und Weiterentwicklung. Die „moderne Pflicht zum Erfolg“ hat es der amerikanische Soziologe Robert Merton einmal genannt, wobei Erfolg in erster Linie ein normativer und leistungsorientierter Begriff ist.

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Winnenden: Auch ein strukturelles Problem

23. März 2009

Scheitert die Erfolgsgesellschaft an ihrem Erfolgsprinzip?

Ein Jugendlicher macht an seiner Schule den Abschluss. Und ein Jahr später kehrt er als blut-rünstiger Killer zurück. Schock. Bestürzung. Der Amoklauf im schwäbischen Winnenden macht betroffen – und ratlos. Welche Lehren können wir als Gesellschaft aus einem solchen Schreckenserlebnis ziehen? Welche Fragen wirft diese Bluttat auf?

Wenn die Gründe auch zu vielschichtig sind, als dass es eine schnelle Erklärung geben kann und darf, hat der Amoklauf von Winnenden mit Sicherheit auch einen gesamtgesellschaftlichen Hintergrund: Wir leben heute in einer Gesellschaft, die sich  Wohlstandsvermehrung und Technikfortschritt als Maximalziel auf ihre Fahnen geschrieben hat. Mit ihrer Effizienzlogik sieht die moderne Leistungsgesellschaft den Menschen vor allem als Leistungserbringer. Und mit den sich allgemein verschärfenden Lebensbedingungen sind die Anforderungen an das Individuum enorm gestiegen: mehr Leistung, mehr Effizienz, mehr Druck.

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Wie dehnbar ist die Menschenwürde?

29. Dezember 2008

Deutschland ratlos. Ein Hinterbänkler mit futuristischer Brille als  Hoffnungsträger für Hessen.

Nicht als smarter Senkrechtstarter kam er daher. Noch machte er als »Germany’s next Supertalent« von sich reden. Wohl aber durch seine vieldiskutierte und als Kassengestell abgestempelte Sehhilfe. Es ist weniger die politische Botschaft von einem politischen Zukunftsentwurf für das Land Hessen, die den Medienrummel um den neuen hessischen SPD-Spitzenkandidaten Thorsten Schäfer-Gümpel – bis vor kurzem noch Hinterbänkler im Wiesbadener Landtag – entfachte als vielmehr dessen augenscheinlich seltsam anmutenden  Brillengestelle.

Die Art und Weise, wie Gestalt, Sehhilfe und Name des Kandidaten von den Medien über Wochen zum Thema gemacht wurden, war an Gehässigkeit kaum zu überbieten. Da wurde ihm ein fliehendes Kind bescheinigt. Da wurden das proportionale Verhältnis von Brille und Physiognomie mit einer beispielloser Intensität diskutiert und sein Doppelname mit immer despektierlicheren Wortschöpfungen in der Öffentlichkeit zum Gespött gemacht.

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Der Dalai Lama und wir

9. Dezember 2008

Ist Scheitern heute in?

Andrea Ypsilanti tut es. Peter Hartz tut es. Und selbst der Dalai Lama tut es: scheitern. Auf einer Pressekonferenz in Tokio erklärte das geistliche und weltliche Oberhaupt der Exil-Tibeter den Kampf um eine größere Autonomie Tibets unlängst für gescheitert. Dafür, dass der 73-jährige Friedensnobelpreisträger den Mut hatte, sein Scheitern öffentlich einzugestehen, verdient er Respekt.

Wenn Scheitern im globalen Zeitalter auch immer mehr zu einem gesellschaftlichen Phänomen wird, ist es dennoch stigmatisiert und der Umgang damit unentspannt. Und das kommt nicht von ungefähr: Auf den Erfolg und dessen Accessoires fixiert, hat unsere Gesellschaft für die Bewältigung von sozialen Abstiegen, beruflichem Versagen und persönlichen Niederlagen kaum die richtigen Deutungs- und Verhaltensweisen.

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Mit kühlem Kopf durch die Rezession

3. Dezember 2008

Deutschland in der Krise und Wüste wegen Hitze geschlossen.

Als Folge der globalen Finanzmarktkrise und weltweiten Konjunkturflaute ist nun auch Deutschland erstmals seit fünf Jahren in eine Rezession gerutscht. Wenig kauflustige Verbraucher hierzulande sorgen dafür, dass sich der Abschwung weiter beschleunigt. Hinzu kommt, dass die Exporte als Motor des Wachstums wegen der Abkühlung der Weltwirtschaft einbrechen und die lahmende Binnennachfrage das bisher nicht ausgleichen konnte. Als Gegenmaßnahme will die Bundesregierung mit einem Konjunkturpaket in den nächsten zwei Jahren Investitionen von insgesamt 50 Milliarden Euro anstoßen. Statt Panik und Aktionismus heißt es jetzt, einen kühlen Kopf zu behalten.

In der australischem Simpson-Wüste, einer der faszinierendsten, gleichzeitig aber auch gefährlichsten Plätze Australiens, ist das mit Sicherheit ein schwieriges Unterfangen, denn mitten im Sommer herrschen dort Temperaturen von bis zu 58 Grad Celsius, weswegen die Wüste vom 1. Dezember bis zum 15. März 2009 für Touristen gesperrt wurde. Um aber vor dem Hintergrund einer globalen Rezession einen kühlen Kopf zu behalten, dafür gibt es durchaus bewährte Strategien.

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Zivilcourage statt Linientreue

25. November 2008

Der aufrechte Gang – nur etwas für weltfremde Idealisten?
Erfolgsgesellschaft am Scheideweg.

Dabei hatte sie den Hessen mit der »Erlösung« von der Koch-Regierung doch eigentlich die politische Wende bringen wollen. Dass der Traum der Andrea Ypsilanti vom hessischen Neubeginn zu guter Letzt in einem politischen Desaster endete, hat vor allem mit ihrem Wortbruch zu tun, im Falle eines Wahlsiegs keine Zusammenarbeit mit den Linken anzustreben. Das Debakel der hessischen SPD-Parteivorsitzenden begann aber bereits an Wahlabend mit ihrer irrigen Vorstellung, sie habe die Wahl gewonnen, obgleich sie diese knapp verloren hatte. Inzwischen sind ihre Versuche, sich entgegen des Wahlversprechens mithilfe der Linken an die Macht zu bugsieren, allesamt gescheitert.

Zuerst lief die SPD-Abgeordnete Dagmar Metzger von der Line. Kurz vor dem zweiten Sturm auf die Macht wurden drei weitere SPD-Abgeordnete abtrünnig und warfen ihrer Chefin den Fehdehandschuh hin. Dafür, dass Jürgen Walter, Silke Tesch und Carmen Everts ihr Nein erst einen Tag vor der Wahl ankündigten, sollen sie nun aus der SPD ausgeschlossen werden. Über den Zeitpunkt dieses Nein lässt sich in der Tat streiten. Dabei haben die Abweichler ihrem eigenen Bekunden zufolge nur »ein Grundrecht von Abgeordneten in Anspruch genommen«. Fakt ist, dass das Risiko des Aufbegehrens zur Demokratie gehört.

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Finanzkrise und FKK

17. November 2008

Zur Lage der Nation: Ex von Hühner-Hansi packt aus, und die Globalisierung setzt bewährte Erfolgsmodelle außer Kraft.

Es sind in der Tat turbulente Zeiten, die wir da gerade erleben: Andrea Ypsilanti auf ihrem Weg zur Macht zum zweiten Mal gescheitert. SPD nach Hessen-Debakel bundesweit auf 23 Prozent abgeschmiert. »Preuße mit Vogel« wird 85. Massiver Jobabbau im Continental-Werk Babenhausen infolge Finanzkrise. Hypo Real Estate im dritten Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht als von Experten erwartet. Und nachdem das Vertrauen der Menschen bereits durch die Gier verkaufsagiler Banker massiv erschüttert wurde, müssen sie bei der Bild-Zeitung zu guter Letzt auch noch von Hühner-Hansis FKK-Gier erfahren. Nach Bekunden seiner Ex-Frau ist der 71jährige und rüstige TV-Landwirt aus der Erfolgs-Doku »Bauer sucht Frau« gerne nackt und FKK-gierig, weshalb sich seine Frau Elsa P. nach 32 gemeinsamen Jahren auch von ihm scheiden ließ.

Kein Wunder, dass sich angesichts solch geballter Ladung an Negativnachrichten ein Klima zunehmender Besorgnis bei uns breit macht. Aber wir leben nun mal in Zeiten schnellen globalen Wandels, die von unvorhersehbaren gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen mit ungewissem Ausgang geprägt sind. Dramatisch für eine allein am ökonomischen Erfolg orientierte Gesellschaft, die für einen souveränen Umgang mit Unwägbarkeiten und Krisen kaum über adäquate Verhaltensweisen verfügt.

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