Sind Clowns die besseren Krisenmanager?

Mit der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise erleben wir turbulente Zeiten. Die Lebensumstände haben sich in der Krise enorm verändert. Immer häufiger ist es vorbei mit der Gradlinigkeit in der Karriere oder im Leben. Existenzielle Nöte und Zukunftsängste werden zu einer Lebensrealität von immer mehr Menschen. Scheitern ist zwar inzwischen ein alltägliches Phänomen, allerdings noch immer nicht als Normalität akzeptiert. Die Angst davor lähmt unsere Kraft, wenn wir sie nicht umwandeln und bewusst und mutig zu neuen Ufern aufbrechen.

Dabei ist es gerade der entspannte Umgang mit Rückschlägen, der neue Handlungsspielräume erschließt, weil durch den Wegfall der Angst vor einer Niederlage Freiräume entstehen, die für neue Ideen und Projekte genutzt werden können. Zum Selbstverständnis der Moderne gehört der Glaube an die permanente Höher- und Weiterentwicklung. Die „moderne Pflicht zum Erfolg“ hat es der amerikanische Soziologe Robert Merton einmal genannt, wobei Erfolg in erster Linie ein normativer und leistungsorientierter Begriff ist.

In einer Zeit jedoch, in der wirtschaftlicher Erfolg für eine wachsende Zahl von Menschen zu einem knappen Gut wird, brauchen wir neue Deutungsmuster für erfolgsorientiertes Handeln und gelingendes Leben: Nicht nur aus dem Siegen und Durchhalten beziehen wir unsere Stärke. Loslassen und Etwas-aufgeben-Können ist eine genauso große menschliche Stärke, die es entsprechend zu würdigen gilt. Gerade in veränderungsreichen Zeiten ist sie ein wesentlicher Erfolgsfaktor.

Wie das gelingen kann, dies lehrt der Clown. Seine Weisheit ist im Nicht-Perfekten begründet. Er ist der Gegenspieler eines durchrationalisierten und perfekten Lebens, dessen Maßstab der schnelle Gewinn ist. Der Clown vermittelt, dass es nichts Endgültiges und keine Gewissheiten gibt. Stattdessen muss immer weiter und wieder nachgedacht werden. Aus seiner Lust am Scheitern zieht er ein großes Maß an innerer Befreiung. Die Komik des Clowns liegt ebenso im Auge des Betrachters wie das gesellschaftlich determinierte Scheitern. Der Clown demonstriert, dass man das Leben auch aus einer ganz anderen Perspektive betrachten kann.

In unserer leistungsbesessenen Zeit sucht er über das Komische und Groteske unsere Wahrnehmungsmuster aufzubrechen und zu vermitteln, dass selbst Krisen und Konfliktsituationen nichts Absolutes sind, sondern immer auch Raum für individuelle Gestaltungsmöglichkeiten lassen.

Der therapeutische Humor im Gesundheitswesen macht sich ebendiesen Aspekt zunutze. „Nur den Erfolg zu betrachten, führt zu einem falschen Eindruck, weil in Zeiten schnellen Wandels auf die alten Mechanismen des Erfolges nur noch bedingt Verlass ist“, lautet auch die Botschaft von Jerker Denrell, einem Wirtschaftswissenschaftler an der renommierten Stanford-Universität. Weil sich die Welt rasant ändert und die Zukunft nicht vorhersehbar ist, empfiehlt er, das Scheitern genauso ins Kalkül zu ziehen und es als integralen Bestandteil erfolgsorientierten Handels aufzufassen.

Die Sieger im Leben verstehen, dass sie vielleicht mehrmals anfangen und sich beim Versuchen neu einstellen müssen. Allein schon deshalb benötigen wir auf der Suche nach einem souveränen Umgang mit dieser weltweiten Krise neue Weltdeutungs- und Erklärungsmodelle für unser gesellschaftliches Verständnis von Erfolg.

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© Ute Bienkowski. Alle Rechte vorbehalten.
Zenit – Institut für Kreativität und Erfolgsmethodik

Weitere Beiträge zum Thema: Sorbas – eJournal für den Neubeginn.

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