Posts Tagged ‘kunst des scheiterns’

Ein Votum für Deutschland und die Kunst des Scheiterns

24. August 2009

Während sich die Wahlkampfplatitüden in kernigen bis nichtssagenden Sentenzen darum bemühen, dem Bürger mit möglichst verlockend klingenden Versprechungen die eigene politische Coleur schmackhaft zu machen, gehen die bedeutenden Probleme, denen sich dieses Land gegenübersieht, geflissentlich im Sommerloch unter. Dabei gehört es zum guten (also schlechten) Ton der Maschinerie, den Gegner so gut es geht als Versager darzustellen, und sich selber schon einmal vorab den Lorbeerkranz für zukünftige Heldentaten zuzusprechen. Will man diesem strategischen Gerede Glauben schenken, so muss man davon ausgehen, dass das Scheitern immer ein Privileg der anderen ist. Wer Fehler gemacht hat, ist nicht würdig, dieses Land zu regieren und hat keine zweite Chance verdient. So der Tenor.

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Wenn’s beim Postmann morgens klingelt

26. Januar 2009

Oder: Die hohe Kunst des Scheiterns als umgekehrte Erfolgsvariante im globalen Zeitalter?

Als es beim Postmann Klaus Zumwinkel an jenem besagten Morgen klingelte, war es nicht die Einladung zur Bambiverleihung, die ihm da überbracht werden sollte. Ebenso wenig sollte ihm das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen werden. Mitnichten. Es war die Steuerfandung, die beim Manager des Jahres 2003 klopfte und Einlass begehrte. Und als der Träger des Bundesverdienstkreuzes unter den Augen zahlreich versammelter Journalisten als mutmaßlicher Steuersünder medienwirksam vor? und dann auch abgeführt wurde, war klar: Es war etwas passiert, was so niemals hätte passieren dürfen: Einer der mächtigsten deutschen Manager bloßgestellt und öffentlich demontiert. Kurz: Der Mann von der Post war gescheitert – anscheinend an seiner Gier und eine lebenslange Reputation in den Keller gesaust.

»Ja, so was kommt von so was« wird so manches Zuschauerherz, das sich mühselig und beladen durch den Alttag boxt, beim Anblick solcher Medienbilder gedacht haben, um dann vielleicht voller Schadenfreude auf den Gestrauchelten herabzublicken. Bekanntlich ist Schadenfreude ja die schönste Freude. Von Verlierern können wir abrücken. Wir können sie anprangern und uns dadurch selbst zum Gewinner machen. Die Genugtuung des Zusehers, andere beim Scheitern zu erleben, befreit von den eigenen Schwächen.

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Die Angst vor dem Scheitern

6. November 2008

Wie man in Deutschland zum gesellschaftlichen Bodensatz wird.

Bis auf den heutigen Tag provoziert „Scheitern“ in Deutschland immer einen sehr dicken und zusätzlich Tausende kleine Zeigefinger, die alle den Odem der Schadensfreude und des Spotts verbreiten.

Die gesellschaftliche Formel dafür ist einfach: Wer im Wettlauf mit den anderen stolpert und zu Boden stürzt, bleibt meist auch dort. Denn wenn seine Mitläufer ihm nicht aufhelfen, sondern lieber unbeirrt über ihn hinweg sprinten, wird es schwierig, rasch wieder aufzustehen und trotz Blessuren und Blamage weiter zu machen. Die meisten werden also resignieren und warten, bis alle anderen vorbeigezogen sind, und sich dann beschämt von dannen schleichen.

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